Die Familie Tachinidae ist weltweit mit mehr als 8.000 rezenten Arten vertreten und damit die artenreichste Fliegenfamilie überhaupt. Die Larven dieser „Raupenfliegen“ entwickeln sich ausnahmslos als Parasitoide im Körper von Gliedertieren. Viele Arten parasitieren in Schadinsekten. In land- und forstwirtschaftlicher wie auch in ökologischer Hinsicht nehmen die Tachinidae deshalb eine wichtige Stellung ein. Im Kontrast zu ihrer Bedeutung ist der Stand der systematischen Gliederung der Familie unbefriedigend. Die bisher auf der Basis von Imaginalmerkmalen erstellten Gruppen sind häufig artifizielle Gebilde. Deshalb werden die Puparien und Cephalopharyngealskelette der maturen Larven auf konstitutiv verwendbare Merkmale untersucht, um anschließend die Familiengruppen-Taxa der bestehenden traditionellen Klassifikation auf eventuell vorhandene Synapomorphien zu prüfen. Damit soll ein Beitrag zur Schaffung eines phylogenetischen Systems innerhalb der Familie und zur Klärung der Stellung der Tachinidae im System der Diptera geleistet werden. Diese Arbeit ist das Ergebnis einer ersten umfassenden Untersuchung der Puparien und Cephalopharyngealskelette der erwachsenen Larven von Raupenfliegen. Sie stellt deshalb eine grundlegende Einführung in die äußere Morphologie der Tachinenpuparien und der Schlundskelette dar. Für die lichtmikroskopischen und rasterelektronenmikroskopischen Verfahren werden die erarbeiteten Präparationsmethoden beschrieben. Die Ergebnisse vergleichender Untersuchungen an 261 Arten der Tachinidae und an Vertretern der Calliphoridae s. l., Gasterophilidae, Oestridae s. l., Rhinophoridae und Sarcophagidae (= Oestroidea part. sensu McAlpine 1989) sowie Anthomyiidae und Muscidae (= Muscoidea part. sensu McAlpine 1989) werden dargestellt. In getrennten Kapiteln wird - unter Berücksichtigung von Entstehung und Funktion - die allgemeine Morphologie des äußeren Skeletts der Puparien und des Cephalopharyngealskeletts der maturen Larven behandelt. Für die festgestellten morphologischen Merkmale werden bestehende Bezeichnungen übernommen oder für unzutreffende oder fehlende Begriffe neue Eigennamen eingeführt. In der Literatur vorhandene Irrtümer werden richtiggestellt. Für wichtige Merkmalsausprägungen werden Typenklassen geschaffen und/oder Transformationsreihen formuliert. Das hypothetische Grundmuster der Tachinidae - sowohl für die Puparien als auch für die Schlundskelette - wird postuliert. Darauf aufbauend erfolgt die Charakteri-sierung von 43 Gruppen der Tachinidae und von 9 Außengruppen nach den Merkmalen ihrer Pupa-rien und Cephalopharyngealskelette. Die gefundenen Merkmale werden auf der Basis des erarbeiteten Grundmusters phylogenetisch bewertet. Wahrscheinlich paraphyletische Gruppen werden diskutiert und Monophyla begründet. Abschließend werden plesiomorphe und apomorphe Merkmalsausprägungen innerhalb der „O-estroidea“ interpretiert und ihre Eignung zur Konstitution höherer Taxa diskutiert.