Traditionell werden die morphologisch ursprünglichsten Vertreter der Gallmücken (Cecidomyiidae) in der Unterfamilie „Lestremiinae“ vereint - mycetophage Formen ohne Galleninduktion an Höheren Pflanzen. Alle Aspekte der Biologie dieser „Holzmücken“ - so auch ihre Taxonomie - standen von jeher am Rande des Forschungsinteresses. Folglich sieht sich heute der ökologisch-faunistisch tätige Dipterologe mit einer zwar artenreichen, aber „unbestimmbaren“ Problemgruppe konfrontiert; der an der Phylogenie der Mycetophiloidea Interessierte scheitert beim Literaturstudium an der unzureichenden Dokumentation vieler hier eingeschlossener Taxa. Anliegen des Autors ist es, einen Beitrag zur Bewältigung dieser insgesamt unbefriedigenden Siuation zu leisten. Mit der vorliegenden Arbeit werden die „Lestremiinae“ einer Revision unterzogen, die erstmalig die gesamte Holarktis berücksichtigt. Auf der Grundlage einer vereinheitlichten Terminologie und neuer Ansätze zur Merkmalserkennung und -bewertung wird das Imaginalstadium vergleichend-morphologisch untersucht. Soweit möglich, wird auf das Originalmaterial früherer Autoren zurückgegriffen, ergänzt durch die wichtigsten gruppenspezifischen Museumskollektionen und Aufsammlungen des Autors. Im Ergebnis können 318 valide Lestremiinen-Arten bestätigt werden; für 172 davon wird eine Nachbeschreibung geliefert. Weitere 55 Spezies waren bereits im Vorfeld dieser Publikation neubeschrieben worden. Zahlreiche textbegleitende Abbildungen und Bestimmungsschlüssel erleichtern die Wiedererkennung der Arten. Insgesamt werden 41 Merkmale auf ihre evolutive Transformationsrichtung hin analysiert. Auf daraus resultierenden Autapomorphien gründet sich die Diagnose supraspezifischer Taxa, wobei der dem Wiederauffinden von Informationen dienende Zweck einer Klassifikation nie aus dem Blickfeld gerät. Das hier vorgeschlagene System der „Lestremiinae“ gliedert 34 Gattungen in 10 Tribus. Der präsentierte Stammbaum für die „Lestremiinae“ bedient sich argumentatorisch synapomorpher Merkmale für die Postulierung von Schwestergruppenverhältnissen. Der paraphyletische Charakter der „Lestremiinae“ wird nachdrücklich unterstrichen - ein deutlicher Fingerzeig auf die zukünftige Notwendigkeit einer Neugliederung des gesamten Verwandtschaftskomplexes. Faunistische Literaturangaben werden - soweit möglich - durch Nachuntersuchung des zugrundeliegenden Materials verifiziert und in Auswertung zusätzlicher Aufsammlungen des Autors vermehrt. Demnach stehen derzeit 92 nachgewiesenen Arten für die Nearktis 278 paläarktischen Arten gegenüber.