Derzeit gibt es keine aktuelle Zusammenfassung der aus Niedersachsen und Bremen bekannten Dipteren. Deshalb wurden 832 Publikationen ausgewertet, um das gegenwärtig bekannte Artenspektrum der Fliegen und Mücken Niedersachsens und Bremens zu ermitteln. 4017 valide Arten aus 109 Familien sind publiziert. Meldungen von 193 dieser Arten sind zweifelhaft, weil (a) historische Nachweise mit der seinerzeit zur Verfügung stehenden Literatur nicht richtig determiniert werden konnten, oder (b) Nachweise von Arten weit außerhalb ihres bekannten Verbreitungsgebietes nicht weiter kommentiert wurden. Abzüglich dieser zweifelhaften Meldungen sind aus Niedersachsen und Bremen 3824 Arten bekannt. Aus dem Stadtstaat Bremen sind erst 1066 Zweiflüglerarten bekannt, aus Niedersachsen 3673. Die meisten publizierten Nachweise werden strengen Kriterien zur Bewertung der Nachweise nicht gerecht. Für jede Zweiflügler-Art wird eine komplette Quellenliste zusammengestellt – jeweils getrennt für Niedersachsen und Bremen. Daraus ergibt sich die erste umfassende Bibliografie der Dipteren Niedersachsens und Bremens. Die mehr als 200jährige Erforschungsgeschichte der Zweiflügler Niedersachsens und Bremens wird vorgestellt. 1794 wurde eine Fruchtfliege (Drosophilidae) aus Braunschweig beschrieben – dies ist der erste publizierte Nachweis eines Zweiflüglers aus Niedersachsen. Faunistische Erfassungen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in Nordniedersachsen und Bremen wurden durch den bedeutenden Dipterologen Otto Kröber zusammengefasst. Dipteren lösten Kalamitäten aus und regten so zur Forschung an einzelnen Arten in Niedersachsen und Bremen an: Die Stechmücke Anopheles (Culicidae) verursachte verheerende Malariaepidemien in Nordniedersachsen; die „Leinemücke" (Simuliidae) führte zu Viehsterben; Gnitzen (Ceratopogonidae) verbreiteten die Blauzungenkrankheit; phytophage Dipteren verursachen Ertragseinbußen in der Landwirtschaft. Die ökologische Forschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in Niedersachsen vor allem in Wäldern und auf Ackerflächen, berücksichtigte auch Dipteren und erbrachte einen nennenswerten Erkenntniszuwachs. Weitgehend unberührt blieben die Fliegen und Mücken von Aktivitäten des Naturschutzes: Dipteren werden bis heute bei der Naturschutzarbeit in Niedersachsen und Bremen nicht berücksichtigt! Einen Überblick über die spärliche derzeitige Forschung geben Steckbriefe aktueller Dipterologen in Niedersachsen und Bremen. Nur für Raubfliegen (Asilidae) und Dickkopfliegen (Conopidae) liegen Artenlisten vor, die aufgrund der intensiven Erfassung dieser Familien als nahezu vollständig bezeichnet werden können. Die verbleibenden 58 artenreicheren Familien sind unvollständig oder erst bruchstückhaft untersucht. Insgesamt ist der Erfassungstand der Dipteren Niedersachsens und Bremens lückenhaft. Höchstens die Hälfte der zu erwartenden Arten sind aus Niedersachsen und Bremen tatsächlich nachgewiesen. Dipteren werden aktuell in Niedersachsen und Bremen nicht systematisch erfasst: Nur sporadisch untersuchen wenige Privatpersonen ausgewählte Fliegenfamilien. Dies ist erschreckend, denn Zweiflügler sind die artenreichste Organismengruppe in Niedersachsen und Bremen! To date a summary of the Diptera known from Lower Saxony and Bremen has not been compiled. Consequently, this article has evaluated 832 publications in order to determine the currently known Diptera of Lower Saxony and Bremen. 4017 valid species from 109 families are published. The records of 193 of these species are considered to be doubtful. These are (a) historical records that could not be correctly determined with the literature available at that time, or (b) records of species from far outside their previously known distribution area that were listed without further comment. Apart from these dubious records, a total of 3824 species of Diptera have been found. From the city-state of Bremen only 1066 Diptera species are known, from Lower Saxony 3673. Most of the published records would not meet strict evaluation criteria. For each species a complete source list has been separately compiled for Lower Saxony and Bremen. This results in the first comprehensive bibliography of the Diptera of Lower Saxony and Bremen. A short summary of more than 200 years of history of dipterological research in Lower Saxony and Bremen has been compiled. In 1794 a fruit fly (Drosophilidae) from Braunschweig was described – this is the first published record of a dipteran from Lower Saxony. Faunistic observations in the 19th and early 20th centuries in northern Lower Saxony and Bremen were summarized by the important dipterist Otto Kröber. Diseases caused by Diptera have resulted in research on individual fly species in Lower Saxony and Bremen. For example the devastating malaria epidemics in northern Lower Saxony were due to the mosquito Anopheles (Culicidae); the "Leinemücke" (Simuliidae) led to cattle dying; biting midges (Ceratopogonidae) spread bluetongue disease and phytophagous Diptera caused loss of yield in agriculture. Ecological research in the second half of the 20th century, especially in forests and on arable land in Lower Saxony, yielded a significant increase in knowledge. Flies and midges were largely untouched by nature conservation activities. They are still not considered important in nature conservation work in Lower Saxony and Bremen! An overview of the sparse current research is provided by profiles of current dipterologists in Lower Saxony and Bremen. Only the species lists of robber flies (Asilidae) and thick-headed flies (Conopidae) are nearly complete. Records of the remaining 58 species-rich families are incomplete or fragmented. Overall, the knowledge of the Diptera of Lower Saxony and Bremen is insufficient. At most half of the expected species have been recorded and published from Lower Saxony and Bremen. Currently Diptera are not systematically recorded in Lower Saxony and Bremen. Only a few private researchers are sporadically investigating selected fly families. This is worrying, because flies and midges are the most species rich group in Lower Saxony and Bremen!